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Tag der Erde – Gedanken zum Earth Day 2021

Ein Aktionstag für den Umwelt- und Klimaschutz

Alle Jahre wieder am 22. April… begehen wir den sogenannten „Earth Day“. Zu Deutsch: den „Tag der Erde“.

Das Ziel dieses Aktionstages liegt, wie der Name schon vermuten lässt, darin, unser Bewusstsein für unsere Umwelt und den Planeten unter unseren Füßen zu schärfen.

Verrückterweise gibt es diesen Tag schon seit dem Jahr 1970 – und doch steuern wir Jahrzehnte später, im Jahr 2021, sehenden Auges und inzwischen mit Überschallgeschwindigkeit auf die größte Klimakrise der Menschheit zu.

Umso wichtiger scheint es also wohl zu sein, gerade „in Zeiten wie diesen“ auf den Earth Day aufmerksam zu machen!

Denn nicht nur der Klimawandel mit all seinen Risiken sitzt uns im Nacken – auch die Pandemie, wie wir sie gerade erleben, kommt nicht von ungefähr. Der immer stärkere Eingriff des Menschen in die Natur begünstigt die Entstehung von Zoonosen, also von Krankheiten, deren Erreger vom Tier auf den Menschen überspringen können und umgekehrt. Und mit einer solchen Zoonose haben wir es auch beim Coronavirus zu tun.

earth day

„Restore Our Earth“ – das Motto des Earth Day 2021

Jedes Jahr aufs Neue steht der internationale Earth Day unter einem bestimmten Motto – in 2021 lautet es: „Restore Our Earth“. Kernthema sollen grüne Technologien und Innovationen sein, die dazu beitragen, die Ökosysteme der Welt zu erhalten bzw. zu regenerieren.

Das gemeinnützige Deutsche Komitee e.V. von Earth Day International hat im Rahmen dieses Themas den diesjährigen Tag der Erde in Deutschland unter das Motto „Jeder Bissen zählt. Schütze was du isst – schütze unsere Erde“ gestellt.

Hier dreht sich also alles um nachhaltige Ernährung und den ökologischen „Foodprint“, den wir mit unserem Konsumverhalten in Sachen Lebensmittel hinterlassen! Es geht darum, durch eine ressourcenschonende Ernährungsweise der Natur und dem Klima die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu erholen.

Jede*r Einzelne von uns ist gefragt, die eigenen Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen, sich über die Tragweite des individuellen Handelns bewusst zu werden und so zu einem Umdenken und zur Veränderung zu gelangen – selbst, wenn es sich dabei nur um kleine Schritte handelt.

Happy Earth Day to you, liebe Erde!

Wenn wir uns also am „Tag der Erde“ Gedanken um diesen Gesteinsbrocken mit 12.756 Kilometern Durchmesser unter unseren Füßen machen, geht es eigentlich gar nicht um den Planeten an sich, sondern vielmehr – in absolutem Egoismus zum Zweck des Arterhalts – um uns selbst, die darauf wohnende Menschheit. Es geht darum, die Erde in genau dem Zustand zu erhalten, der die optimalen Lebensbedingungen für uns Menschen bietet.

Denn, machen wir uns nichts vor: die Erde käme auch ganz gut ohne uns zurecht, wie sie im Laufe ihres 4,5 Milliarden Jahre langen Lebens längst eindrucksvoll bewiesen hat.

Eine kurze Geschichte der Erde, der Klimaveränderungen und des Massenaussterbens

Während dieser 4,5 Milliarden Jahre haben es immer wieder verschiedene Lebensformen „an die Macht“ geschafft, während andere Arten durch veränderte Lebensbedingungen in großen Teilen oder nahezu vollständig ausgelöscht wurden. Mögliche Ursachen waren vulkanische Aktivitäten, Ereignisse im Weltall (oder aus diesem kommende, wie z.B. Meteoriten) – und auch vor Millionen von Jahren gab es schon drastische Veränderungen des Klimas.

Beispielsweise vor 450 Millionen Jahren, als die ersten Landpflanzen sich auszubreiten begannen und das Klima mal eben um ca. 5°C abkühlten, indem sie der Atmosphäre CO2 entzogen…

Ein anderes, erschreckend zeitloses Beispiel ist aber auch das sogenannte „Perm-Massensterben“ vor ca. 250 Millionen Jahren, in dessen Vorgeschichte durch gewaltige Vulkanaktivitäten eine große Menge an CO2 freigesetzt wurde, welches zu einer Erwärmung der Atmosphäre um rund 5°C geführt hat. In der Folge dieses Temperaturanstiegs wiederum wurde das auf dem Meeresgrund an Wasser gebundene Methan gelöst, dessen Aufstieg in die Atmosphäre dann das Thermometer noch mal um weitere 5°C in die Höhe getrieben hat. Das Ende vom Lied? Ein Artensterben wie aus dem Bilderbuch, das – bislang einzigartig in der Geschichte der Massenaussterben – sogar ein Drittel aller Insektenarten umfasste.

Dieses Szenario kommt Dir irgendwie bekannt vor? Kein Wunder, schließlich gilt unter Klimaforschern das am Meeresgrund gebundene Methan auch heute wieder als einer der sogenannten „Kipppunkte“, die die Klimaerwärmung ab einem bestimmten Temperaturanstieg drastisch vorantreiben könnten. Das Ganze kann man sich vorstellen wie eine Reihe Dominosteine, die sich nicht mehr aufhalten lassen, sobald der erste einmal umgestoßen worden ist…

Es ist allerdings nicht ganz unwichtig, sich vor Augen zu führen, dass sich solche Prozesse der Veränderung und des Aussterbens über sehr lange Zeit hingezogen haben, aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge reden wir hier von mehreren zehntausenden oder gar hunderttausenden von Jahren. Allein schon die ursächliche Vulkanaktivität hielt über mehrere tausend Jahre an – die Atmosphäre erwärmte sich damals also nicht von heute auf morgen! Trotzdem, bzw. gerade deswegen, sollte uns dieses Szenario eine Warnung sein, denn dies könnte durchaus die Richtung sein, in die wir gerade steuern.

„Unsere Studie zeigte, dass derzeitige anthropogene Emissionsraten […] pro Jahr etwa 14 mal höher sind als die Spitzenemissionen während des Aussterbens.“

Und wo wir gerade schon von Massenaussterben reden: natürlich kennen wir alle auch die Geschichte des Aussterbens der Dinosaurier, die sich vor 65 Millionen Jahren zugetragen hat. Ein heftiger Meteoriteneinschlag, enorme Druckwellen, eine riesige Aschewolke, die den Planeten umhüllte und die Sonne verdunkelte – keine besonders guten Lebensbedingungen für die wechselwarmen Reptilien.

Dieses Mal starben rund 50% aller Arten, darunter eben auch sämtliche Dinosaurier bis auf die fliegenden Exemplare, die wir heute als „Vögel“ kennen.

Der heimliche Gewinner in dieser ungemütlichen, dunklen Angelegenheit war ein kleines, unscheinbares Säugetier, das sein Dasein bislang im Schatten der Nacht gefristet hatte und das als der Vorfahr der meisten heutigen Säugetierarten gilt.

Natürlich gab es auch noch einige andere Ereignisse des Artensterbens sowie diverse Kalt- und Warmzeiten, die das Bild der Erde im Verlauf der letzten paar hundert Jahrtausende geprägt haben. Faszinierend also, dass die aktuellen klimatischen Bedingungen unserer Welt rein zufällig ideal für das (Über-)leben der Menschheit sind. Eine ziemlich fragile Angelegenheit, die man besser nicht so ohne Weiteres aufs Spiel setzen sollte…

Aber da kann ja wohl eigentlich nichts schief gehen, wenn eine hochintelligente zweibeinige Spezies mit dem Namen homo sapiens sich der Sache annimmt – oder?

Herzlich willkommen im Anthropozän, dem Erdzeitalter der Menschheit!

Wie der Mensch sich die Erde untertan macht

Ich denke, es wäre nicht allzu vermessen zu behaupten, dass mit dem Aufstieg der Menschheit gleichzeitig auch deren Untergang eingeläutet wurde.

Aber fangen wir von vorne an…

Die Entstehung des modernen Menschen

Nachdem das besagte putzige kleine Säugetier unter seiner Aschewolke auf einmal vor einer riesigen Anzahl unbesetzter ökologischer Nischen stand, die durch den Tod der Dinosaurier frei geworden waren, begann es sich mittels Evolution in die verschiedensten Arten aufzuspalten.

Irgendwann entstand so schließlich auch die Ordnung der Primaten, innerhalb derer sich vor etwa sechs Millionen Jahren die ersten Menschenartigen von den Schimpansen trennten. Diese frühen Menschen entwickelten sich weiter, liefen aufrecht, bildeten kräftige Daumen aus und waren damit in der Lage, Werkzeuge zu benutzen und ihre Umwelt regelrecht zu „begreifen“. Diese neue Art der Interaktion mit der Umgebung förderte die Gehirnentwicklung, man lernte das Feuer zu beherrschen und fing an, mit seinen Stammeskollegen sprachlich zu kommunizieren.

Vor etwa 300.000 Jahren entstand der homo sapiens, wie wir ihn heute sehen, wenn wir in den Spiegel blicken – damals allerdings noch in der unzivilisierten, etwas haarigeren Form.

Im Laufe der letzten Eiszeit, die vor etwa 100.000 Jahren begann, konnte der frühe Mensch sich (im Gegensatz zu anderen Primatenarten) gegen die ungemütlichen Lebensbedingungen behaupten, indem er sich zum Schutz in Höhlen zurückzog und sich dort am Feuer wärmte.

Die neolithische Revolution – wir werden sesshaft!

Mit dem Ende dieser Eiszeit, also vor etwa 12.000 Jahren, nahm die Achterbahnfahrt der menschlichen Zivilisation dann so langsam Fahrt auf: man konnte die Höhlen verlassen, wurde auf einem hübschen Fleckchen Land sesshaft, begann mit Ackerbau und Viehzucht und legte somit den Grundstein für die Landwirtschaft und die sozialen Lebensgemeinschaften, wie wir sie heute kennen.

Von der Steinzeit bis hin zur Eisenzeit optimierten die Menschen sich und ihre Umgebung, verwendeten immer neuere und bessere Materialien für ihre Werkzeuge und pflegten verschiedenste kulturelle und religiöse Riten. Kriege wurden geführt, Hochkulturen entstanden – und mit diesen auch einige wesentliche erfinderische Errungenschaften.

Darunter beispielsweise das Rad, die Sonnenuhr, Glas und vieles mehr.

Unterwegs in die Neuzeit

Die nun folgende Zeit der griechischen Antike, des römischen Reiches, anschließend Mittelalter und Co. dürften uns ja hinlänglich aus dem Geschichtsunterricht bekannt sein. Eine wirklich nennenswerte Errungenschaft aus dieser Zeit: der Buchdruck.

So richtig spannend wurde es dann erst wieder mit der Renaissance, die im 15./16. Jahrhundert n. Chr. den Wechsel vom Mittelalter zur Neuzeit bedeutete.
Hier beginnt nun unsere Achterbahn, mit gesteigertem Tempo gen Tal zu rasen: die (Natur-)Wissenschaften begaben sich auf den Vormarsch. Galileo Galilei stellte fest, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist, zahlreiche Naturgesetze wurden entdeckt, technische Instrumente aller Art entwickelt und die biochemischen Grundlagen des Lebens erforscht.

Bald darauf wurde die erste Dampfmaschine gebaut und Mitte des 18. Jahrhunderts begann, zunächst in England, schließlich die industrielle Revolution – und mit dieser die Kohleförderung und damit auch eine zunehmende Emission von klimaschädlichen Treibhausgasen.

Das Anthropozän - der Mensch macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt!

Seitdem – und wir reden hier von einer Zeitspanne von etwa 250 Jahren! – haben wir den CO2-Gehalt in der Atmosphäre mal eben um rund 40% und die globale Durchschnittstemperatur um 1°C erhöht.

Wenn wir auch in Zukunft auf diesem Level weiter machen, schaffen wir es in den nächsten 100 Jahren auf eine Verdoppelung bis Verdreifachung des CO2-Gehalts und eine weitere Erwärmung um 3-4°C.

Eine kurze Geschichte der CO2-Emissionen

Eine animierte Visualisierung der bisherigen und zukünftigen CO2-Emissionen, die vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und dem Urban Complexity Lab der Fachhochschule Potsdam (FHP) erstellt wurde:

Wir hochintelligenten Menschen sind also tatsächlich in der Lage, einen Prozess, der einst auf dem natürlichen Wege mehrere zehntausende Jahre angedauert hat (ich verweise hier noch mal auf das oben beschriebene Perm-Massenaussterben von vor 250 Mio. Jahren…), auf einen klitzekleinen Bruchteil dessen zu verkürzen.

Kein Wunder also, dass Wissenschaftler aufgrund der durch den Menschen ausgelösten Temperaturveränderungen inzwischen den Begriff „Anthropozän“ prägen, der ein neues klimatisches Erdzeitalter unter dem Einfluss des Menschen beschreibt.

Die moderne zivilisierte Menschheit ist zwar vielleicht nicht zwangsläufig dabei, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln – zweifellos sorgt sie aber mit allen Mitteln dafür, dass sich ihre eigenen Lebensbedingungen und auch die vieler anderer Arten mehr und mehr in Richtung „äußerst ungemütlich“ bewegen.

Durch das wärmer werdende Klima werden sich Vegetationszonen verschieben, der Meeresspiegel wird ansteigen, zahlreiche Regionen werden unbewohnbar und viele Menschen werden als Klimaflüchtlinge Schutz in den noch bewohnbaren Gebieten suchen. Dass gesellschaftliche und wirtschaftliche Konflikte hierbei vorprogrammiert sind, muss ich wohl nicht noch extra erwähnen… vom damit verbundenen Artensterben einmal ganz zu schweigen.

„Restore Our Earth“ – wo ist das Wiederherstellungs-Backup?

Wenn es mit dem Planeten Erde doch bloß so einfach wäre wie mit einem aus dem Ruder gelaufenen Computersystem: einfach die Wiederherstellungsdatei vom gewünschten Zeitpunkt suchen, das Betriebssystem auf dieses Datum zurücksetzen und fertig.

Geht aber leider nicht, also müssen wir uns selbst bemühen.
Und zwar nicht nur darum, unsere Ökosysteme zu regenerieren, sondern in allererster Linie darum, dass nicht noch mehr Schaden entsteht. Denn eigentlich wollen wir doch, dass unsere Art (und natürlich auch die der haarigen Vierbeiner an unserer Seite…) überlebt und nicht, dass sie dem nächsten großen Massenaussterben zum Opfer fällt?

Tatsächlich könnte wohl kaum ein Schritt sinnvoller für eine solche Schadensbegrenzung sein als das Überdenken unserer eigenen Ernährungsweise – schließlich macht die industrielle Massentierhaltung nun einmal einen großen Teil der Klimaemissionen aus. Aber auch erneuerbare Energien, Verkehr und Co. sollten wir dabei natürlich nicht außer Acht lassen.

Die Mottos „Restore Our Earth“ und „Jeder Bissen zählt“ könnten in unserer aktuellen Zeit für einen Tag der Erde wohl kaum treffender gewählt sein!

Auch wenn es an diesem Tag eigentlich gar nicht wirklich um die Erde geht, sondern um den Erhalt lebenswerter Bedingungen für die Menschheit.

QUELLEN - ZUM WEITERLESEN

Earth Day International: “Restore Our Earth”
https://www.earthday.org/toolkit-earth-day-2021-restore-our-earth/

Deutsches Komitee e.V. von Earth Day International: “Jeder Bissen zählt”
https://www.earthday.de/
https://www.earthday.de/pdf/newsletter/2021-04.pdf

“Die Menschheit schafft sich ab: Die Erde im Griff des Anthropozän”
Harald Lesch, Klaus Kamphausen
Komplett-Media, 2016
ISBN 978-3-426-78940-7

dtv-Atlas Weltgeschichte, Band 1
Hermann Kinder, Werner Hilgemann
Deuscher Taschenbuch Verlag, 1964
35. Auflage 2002
ISBN 978-3-423-03001-4

“Treibhauseffekt führte zu enormem Massenaussterben” – SWR Wissen, 021.11.2020
https://www.swr.de/wissen/groesstes-massenaussterben-der-erdgeschichte-100.html

“Perm: Massenaussterben mit Verzögerung” – scinexx, 20.04.2021
https://www.scinexx.de/news/geowissen/perm-massenaussterben-mit-verzoegerung/

“Sechs tickende Zeitbomben, die unser Klima radikal verändern würden” – Quarks, 25.10.2020
https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/diese-5-kippelemente-beschleunigen-die-klimaerwaermung/

“Unser frühester Säugetier-Vorfahr? Eine Rattenmaus” – Zeit online, 07.11.2017
https://www.zeit.de/wissen/2017-11/evolution-rattenmaus-saeugetier-zaehne-fossilien-vorfahren-mensch

“Die Entwicklung des modernen Menschen” – BR Wissen, 30.11.2020
https://www.br.de/wissen/homo-sapiens-evolution-geschichte-moderner-mensch-referat-100.html

“Eine kurze Geschichte der CO2-Emissionen” – Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Urban Complexity Lab der Fachhochschule Potsdam, 2017
https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/videos-1/eine-kurze-geschichte-der-co2-emissionen
https://uclab.fh-potsdam.de/projects/co2/

“Anthropozän” – Wiki Klimawandel
https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Anthropoz%C3%A4n

Zuletzt abgerufen am 22.04.2021

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