Vorurteil-Fasten

Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, sparsam und umweltschonend mit Ressourcen umzugehen und die eigenen Auswirkungen auf das Klima im Blick zu haben – sondern es bedeutet ebenfalls einen friedlichen, von Respekt geprägten Umgang im sozialen Miteinander.

Denn nur eine gut funktionierende soziale Gemeinschaft kann auch langfristig Bestand haben.

Unser Motto für Woche #5 heißt: VORURTEIL-FASTEN!

Die Aufgabe:

Sei in dieser Woche kritisch zu Dir selbst: Welches Vorurteil in Bezug auf die Hundewelt hast Du? Wechsele einmal die Perspektive und versuche die Beweggründe der Gegenseite zu verstehen!

Hand aufs Herz: Welches Hunde-Vorurteil trägst Du mit Dir herum?

Sei es in Bezug auf eine Hunderasse, auf eine bestimmte Sorte Hundehalter, auf eine Form der Ernährung, auf einen Trainingsstil oder oder oder…

Lass uns daran teilhaben – und vielleicht schaffst du es ja sogar, Dein Vorurteil in dieser Woche endgültig loszuwerden?

Teile Deine Erfahrung gerne mit uns: entweder hier im Kommentar, oder auf Facebook/Instagram: #vorurteilfasten.
Benutze außerdem gerne die Hashtags #hundsinn und #hundefasten oder markiere uns in Deinen Beiträgen, damit wir Dich finden können.

In keinem Bereich meines Lebens bin ich bisher auf so viele Vorurteile gestoßen wie in der Hundeszene.

Keine Hundegruppe in den sozialen Netzwerken, kein Forum, keine anderweitige Plattform ist davor sicher. Warum ist das so? Klar, wir alle wollen nur das Beste für unsere Hunde.
Aber warum verspüren wir bloß immerzu den Drang, anderen Menschen und ihren Hunden UNSEREN Weg, unsere Methoden überstülpen zu wollen? Warum glauben wir, dass allein wir die Weisheit mit Löffeln gefressen haben und dass allein unsere Wahrheit die einzig richtige ist?
Der Austausch mit anderen Hundehaltern birgt grundsätzlich die Gefahr, dass er in einen Glaubenskrieg ausartet, in dem einer den anderen missionieren möchte.

Irgendwie ist es ja auch denkbar einfach:
Ein Hundebesitzer fragt um Rat zu einem bestimmten Thema, und ein zweiter antwortet – aus seiner persönlichen Erfahrung heraus. Kritisch wird es, wenn sich dann ein Dritter (oder Vierter oder Fünfter…) einschaltet – was gerade in sozialen Netzwerken ja durchaus schon mal vorkommt. Dieser nämlich hat ganz andere Erfahrungen gemacht, die Methoden von Person Nummer zwei waren bei ihm vielleicht wirkungslos oder gar schädlich – weshalb er dringend davon abrät und wiederum seine eigene, ultimative und wirklich funktionierende Methode anpreist.

Mal ganz ehrlich: das hat doch wirklich jeder von uns schon einmal erlebt, oder?

Doch auch zwischen Hundemenschen und Nicht-Hundemenschen kochen die Vorurteile schnell hoch.

Da geht es dann z.B. darum, auf welchen Flächen Hunde frei laufen oder überhaupt ausgeführt werden dürfen, wo Hunde ihre Geschäfte zu erledigen haben, ob jetzt der Jogger bzw. Radfahrer oder der Hund Vorrang hat, wie Konfrontationen zwischen fremden Kindern und Hunden ablaufen sollten, ob der Hund mit ins Café darf und ob der „Kampfhund“ jetzt nun gefährlich ist oder nicht, usw.

Hast Du Dich auch schon einmal über die Engstirnigkeit der jeweils anderen Seite geärgert?

Und hast Du insgeheim auch schon einmal gedacht, dass die komplette Diskussion doch absoluter Quatsch ist, weil Du ja ganz klar weißt, was richtig ist und was nicht?

Ja?

Dann sei herzlich willkommen in der Vorurteil-Falle!

Was ist das überhaupt: ein "Vorurteil"?

Der DUDEN definiert den Begriff  wie folgt:

VORURTEIL

„Ohne Prüfung der objektiven Tatsachen voreilig gefasste oder übernommene, meist von feindseligen Gefühlen gegen jemanden oder etwas geprägte Meinung“


Ein Vorurteil ist also in erster Linie eine völlig subjektive, rein emotional gebildete persönliche Einstellung einer Sache gegenüber.

Bestimmte Vorurteile werden uns schon im Kindesalter durch die Eltern sowie durch die Gesellschaft und die Kultur, in der wir leben, mit auf den Weg gegeben. Als Glaubenssätze bleiben sie uns unterbewusst oft ein Leben lang eingebrannt – sie wieder aufzulösen ist manchmal gar nicht so leicht.

Andere Vorurteile entwickeln wir erst im Verlauf unseres späteren Lebens – beispielsweise dadurch, dass wir mit einer bestimmten Sache oder mit einem Individuum schlechte Erfahrungen gemacht haben und dieses Erlebnis anschließend verallgemeinern oder auf vergleichbare Dinge bzw. Situationen projizieren.

Und auch unsere Umwelt prägt uns ein Leben lang – beispielsweise nehmen wir Vorurteile der uns umgebenden sozialen Gruppen an, ohne sie groß zu hinterfragen, und tragen sie weiter hinaus in die Welt.  

Welche Vorurteile begegnen uns in der Welt der Hunde? Um welche Bereiche geht es?
  • Angewandte Erziehungs- bzw. Trainingsmethoden
  • Fütterungsstile (trocken – nass – roh – Reste – vegetarisch/vegan…)
  • Vorurteile gegenüber Hundehaltern mit beschränkten finanziellen Möglichkeiten
  • Listenhunde – sogenannte „Kampfhunde“, Vorurteile gegenüber bestimmten Rassen
  • Hunde aus dem (Auslands-)Tierschutz vs. Rassehunde(zucht)
  • Alternativmedizin vs. Schulmedizin
  • Natürlicher Tod vs. Euthanasie
  • Verwendung bestimmter Hilfsmittel (Maulkorb, Flexileine, Halti, Schleppleine, Geschirr, Halsband…)

Wir sehen also, dass der sehr breit gefächerte Lebensbereich „Hundehaltung“ äußerst viel Potential für Vorurteile bietet.

Viele Hundehalter – wenn nicht gar die meisten – sind bestrebt, sich weiterzubilden und sich Wissen rund um ihren vierbeinigen Gefährten anzueignen.
Meist passiert das zunächst in einem Bereich, in dem es bei einem selbst „irgendwie nicht rund läuft“. Findet man dort dann tatsächlich eine Methode, die einem aus dem spezifischen Problem heraushilft, wird diese schnell zum “Nonplusultra” erhoben.
Von anderen Methoden hat man zwar vielleicht am Rande ebenfalls etwas mitbekommen – entweder haben die aber nicht funktioniert, oder man kennt sie nicht wirklich im Detail. Die Details braucht man aber auch gar nicht mehr.

Ein Vorurteil ist bereits gebildet und wird in die Welt hinausgetragen.

Wie kann ich Vorurteile loswerden?

Die Wahrheit über das „Vorurteil“ liegt bereits im Wort selbst:

Es handelt sich nämlich um ein VOR-Urteil.
Will man ein Vorurteil also loswerden, lohnt es sich, den Weg weiter zu beschreiten vom Vor-Urteil zum Urteil.

Wenn ich mir also die Mühe mache, die vielen verschiedenen Facetten der vorverurteilten Person oder Sache einmal genauer anzuschauen, kann ich mir auch ein fundiertes, objektives Urteil über diese bilden.

Und schon kann ich mein subjektives, rein von Emotionen geprägtes Vorurteil hinter mir lassen.

Klingt doch eigentlich ganz einfach – oder?

Der erste Schritt in die richtige Richtung weg von Vorurteilen hin zu einem verständigeren Miteinander besteht also darin, einfach einmal die Perspektive zu wechseln und uns in die andere Person hinein zu versetzen bzw. die Argumente der anderen Seite anzuhören, uns ihre – objektiven! – Vor- und Nachteile vor Augen zu führen.

Welche Beweggründe hat eine Person, so zu handeln, wie sie es tut?

Jemand, der z.B. abweisend auf Hunde – oder bestimmte Hunderassen – reagiert, hat womöglich noch gar keine persönlichen, positiven Erfahrungen mit diesen sammeln können.
Viele Menschen tragen vielleicht noch ein Trauma mit sich herum, weil sie als Kind einmal von einem Hund „gebissen“ worden sind (das habe ich tatsächlich schon oft gehört!). Ob der Hund die Person wirklich ernsthaft verletzen wollte oder nicht, ist dabei völlig unwichtig – diese eine negative Erfahrung, durch den Schreckmoment verstärkt, reicht aus für eine lebenslange Abwehrhaltung.

Ein anderes Beispiel:
Warum regte sich vor vielen Jahren diese eine Passantin bloß derart auf, als ein Gasthund von mir (der das Leben in der Innenstadt nicht gewöhnt war) sich in seiner Not auf dem Bürgersteig erleichterte – direkt neben einem Mülleimer, während ich die Tüte zum Aufheben schon in der Hand hatte? Ganz genau, sie hatte wahrscheinlich schon allzu viele unschöne Begegnungen mit Tretminen auf dem Gehweg und konnte daher einfach nicht anders.
Außerdem hatte sie aus ihrem Blickwinkel vielleicht gar nicht sehen können, dass ich die Tüte schon in der Hand hatte.

Oder:
Was bewegt einen Hundehalter dazu, an seinem Tier eine bestimmte Art der Fütterung zu praktizieren?
Genau: vielleicht ist er damit aufgewachsen, vielleicht wurde sie ihm aber auch empfohlen (vom Tierarzt / Heilpraktiker / Ernährungsberater / der Nachbarin – völlig egal) – so oder so hat er sie für sein Tier und für sich für gut befunden.
So ziemlich jede Art der Fütterung kann dazu beitragen, dass ein Hund ein langes, gesundes Leben haben wird. Kann, muss aber nicht.
Was für den einen funktioniert, funktioniert für den anderen vielleicht nicht. Aber nur, weil jemand es nicht genau so handhabt wie ich, muss es doch nicht gleich schlecht sein.

Natürlich haben Vorurteile auch eine gewisse Daseinsberechtigung:
Sie helfen uns dabei, uns in der komplexen menschlichen Sozialgemeinschaft – und auch in der Hundeszene – zurecht zu finden.

Doch wenn wir allzu dogmatisch mit ihnen umgehen, können wir damit schnell andere vor den Kopf stoßen und sie verletzen; die Chance auf ein friedliches Miteinander ist dahin.

Klar, wir können nicht alle auf jedem Gebiet zu Experten werden. Aber was kann es denn schon schaden, ab und zu auch einfach mal in die Rolle der anderen Seite zu schlüpfen und unser Vor-Urteil in ein objektives Urteil zu verwandeln?

Das können wir dann ja immer noch vertreten.
Undogmatisch, argumentativ und fundiert.

WOCHE #5 - VORURTEIL: KAMPFHUNDE

10. April 2019

Achtung Vorurteil: “Alle Kampfhunde sind gefährlich!”
Es ist eines der größten Vorurteile, das nicht nur in der Hunde-, sondern auch in der Menschenwelt regelmäßig hochkocht: Kampfhunde.

„Alle Jahre wieder“ berichten die Medien von dramatischen, nicht selten tödlichen oder zumindest lebensgefährlichen Beißvorfällen mit Hunden spezieller Rassen – oftmals gegenüber Kindern.
Wir reden hier von Vorurteilen, von Verallgemeinerungen – es geht also um die Frage, ob wirklich alle „Kampfhunde“ gefährlich sind?

FASTEN-THEMA VERPASST?

Hier findest Du noch mal alle (bisherigen) Themen unserer Hundefasten-Challenge auf einen Blick:

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